Interview mit der BKK Linde zur Corona-Krise
Im Gespräch: Peter Raab, Vorstand der BKK Linde und Torsten Parzich, Bereichsleiter Forderungs- und Versicherungsmanagement
Peter Raab steht der BKK Linde seit 2008 als Vorstand vor und ist in dieser Position für ca. 260 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verantwortlich. Torsten Parzich ist Unternehmensbereichsleiter im Forderungs- und Versicherungsmanagement. In der Abteilung werden zahlreiche Arbeitgeber und Versicherte rund um das Thema Sozialversicherung betreut. In unserem Interview geben beide einen Einblick, wie die BKK Linde die Corona-Zeit gemanagt hat und wie auch mit dem Virus Normalität einkehren kann.
Herr Parzich, in Ihren Verantwortungsbereich gehört unter anderem die Betreuung der Firmenkunden. Damit haben Sie natürlich besonders viel Kontakt zu anderen Unternehmen und wissen um die Herausforderungen der letzten Monate.
Torsten Parzich:
Ja, in der Tat. Für viele unserer Kunden war das natürlich ein echter Worst Case – verständlicher Weise. Wir haben unheimlich viele Anfragen zu Fachthemen bekommen, bspw. zur Kurzarbeit, zum Krankengeld und zum vereinfachten Stundungsverfahren. Leider sind zahlreiche Arbeitgeber in finanzielle Nöte geraten - die erwartet hohe Anzahl an Stundungsanträgen ist eingegangen. Die Verunsicherung bei den betroffenen Firmenkunden war groß. Auch wenn ein Großteil der beantragten Gelder aus den Hilfspaketen ausgezahlt wurde, Ängste und Zweifel sind immer noch da. Oftmals haben wir aktiv den Dialog gesucht, um bürokratische Vorgänge klein zu halten und zumindest so, etwas für Entlastung zu sorgen.
Das hört sich nach viel Arbeit für Sie und Ihre Mitarbeiter an. Apropos Mitarbeiter, die BKK Linde ist ja auch Arbeitgeber. Wie haben Sie dieses enorme Arbeitspensum schaffen können mit der Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen?
Torsten Parzich:
Das war schon erst einmal ein ganz schöner Spagat, den wir da vollzogen haben. Uns war recht schnell klar, dass wir das nur mit einer gemeinschaftlichen Aktion mit Mitarbeitern aus mehreren Teams managen können. Es gab Besprechungen und zusätzliche Stunden, die wir entsprechend organisieren mussten. Viele Mitarbeiter haben wir als Arbeitgeber bewusst ins Homeoffice geschickt, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Auch hier gilt es ja, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen. Die Technik muss stehen, können unsere Kollegen und Kolleginnen überhaupt von zu Hause arbeiten, müssen Kinder betreut werden - um nur einige Punkte zu nennen. Und unabhängig von Corona: Alles andere im Tagesgeschäft läuft ja weiter.
Was waren für Sie die größten Herausforderungen?
Torsten Parzich:
Ich denke, die Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit hat uns vor echte Herausforderungen gestellt. Durch Arbeitsteilung konnten wir das aber richtig gut schaffen. Einer kümmert sich um die Einteilung von Homeoffice und Bürotagen, der andere managt die Hygieneregeln, das geht von Telefonaten mit den Gesundheitsämtern bis zum Ausdruck der Schaubilder.
Der Aufbau der Technik war extrem wichtig. Die interne Kommunikation muss anlaufen, denn alle Mitarbeiter müssen ja immer auf dem neuesten Stand sein. Die Briefpost unserer Kunden muss digital bearbeitbar gemacht werden, die Telefonie sichergestellt sein.
Herr Raab, hätten Sie sich zu Jahresbeginn vorstellen können, dass das auf Sie als Arbeitgeber zukommt?
Peter Raab:
Also, in diesem Maße bestimmt nicht. Als die ersten Berichte aus China kamen, war das noch wirklich weit weg. Trotzdem, als Unternehmen ist man natürlich hellhörig und malt sich im Hinterkopf das eine oder andere Szenario aus. Das Thema Krisenmanagement sollte auch in den Handwerkskasten eines jeden Arbeitgebers gehören. Weil aber jede Krise ihr eigenes Drehbuch schreibt, kann man diesen dann quasi nur als „Basisversion“ aus der Schublade holen und die extrem wichtigen Feinheiten der Situation entsprechend erarbeiten. Jeder weiß ja: Die Tücke liegt im Detail. Ich sage Ihnen das ganz ehrlich. Wir hatten auch Mitarbeiter, die positiv getestet wurden. Das war erst einmal ein kleiner Schock. Aber - auch hier haben wir sehr schnell alle notwendigen Maßnahmen getroffen und die Situation prompt in den Griff bekommen. Auch daraus haben wir wieder Neues gelernt.
Wie empfinden Sie das Thema Corona jetzt?
Peter Raab:
Wir gehen nach wie vor mit großem Respekt mit der Situation um. Trotzdem haben sich viele Abläufe mittlerweile etabliert und sind für uns quasi „normal“ geworden.
Also, Corona zur Normalität zu machen, soweit möchte ich bestimmt nicht gehen. Aber wenn man alle notwendigen Maßnahmen ergreift, fühlt man sich auch insoweit sicher, dass man einfach mit diesen Umständen weiterleben kann und Dinge wieder aufgreift, die schon vorher präsent waren.
Torsten Parzich:
Das gilt nicht nur für die Arbeitswelt. Unser Leben ist ja auch durchaus privat! Wir wollen uns wieder mit Freunden treffen, ins Kino gehen und Sport treiben. Ich finde, auch unseren Kindern sollten wir hier vorleben, dass man solche schweren Situationen durchaus meistern kann.
Corona als Chance oder was meinen Sie genau?
Torsten Parzich:
Na, ich kann zum Beispiel mal aus eigener Erfahrung berichten. Ich bin Trainer einer U17 eines Fußballvereins. Teamwerte und Regeln werden täglich gelebt. Wir können vor Gegnern die Flinte ins Korn werfen oder mit einem gesunden Selbstbewusstsein, einer klaren Strategie und mit Siegeswillen ins Match gehen. Das geht aber auch nur als Gemeinschaft – schließlich hat nicht jeder dieselben Stärken.
Als wir die Möglichkeit hatten, die Teams wieder auf den Platz zu holen, haben wir dies mit den notwendigen Konzepten schnellstmöglich umgesetzt. Wir gehen noch weiter und haben uns für die Durchführung unseres jährlichen Fußballcamps für Kinder und Jugendliche ausgesprochen. Immerhin begrüßen wir 150 Kicker. Auch hier sagen wir: Wir müssen mutig sein. Das was wir dürfen und was machbar ist, setzen wir um. Wir müssen mit Corona leben lernen – die Familien danken es uns.
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