Mehr gefälschte Arzneimittel: Kriminelle nutzen Corona-Krise aus
Der Wirkstoff Chloroquin, der gegen Malaria und rheumatoide Arthritis verwendet wird, hilft möglicherweise auch gegen Covid-19. Das hat die weltweite Nachfrage sprunghaft ansteigen lassen und Arzneimittelfälscher angelockt. Hierüber informiert aponet.de – das offizielle Gesundheitsportal der deutschen ApothekerInnen – in einer aktuellen Pressemitteilung.
Fünf Präparate aus Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo wurden von Pharmazeuten der Universität Tübingen untersucht: Sie waren wirkungslos bis gefährlich.
Schon Ende März waren in Afrika gefälschte Chloroquin-Präparate aufgefallen, die von illegalen Händlern, aber auch in Apotheken verkauft worden waren. Fünf davon wurden an der Universität Tübingen analysiert: Vier enthielten gar kein Chloroquin, sondern das Schmerzmittel Paracetamol oder das Antibiotikum Metronidazol, das wahrscheinlich den bitteren Geschmack von Chloroquin nachahmen sollte. In dem fünften Präparat wurde Chloroquin gefunden, aber in so geringer Menge, dass die Tabletten unwirksam sind und stattdessen eher die Entwicklung von Chloroquin-resistenten Malariaerregern begünstigen. Das berichten die Forscher im „American Journal of Tropical Medicine and Hygiene“.
Sie befürchten, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sein könnte und weitere gefälschte Präparate folgen werden. Denn jedes Arzneimittel, das möglicherweise gegen Covid-19 wirkt, könnte eine verzweifelt hohe Nachfrage auslösen: Besonders in den ärmsten Ländern werde das Arzneimittelfälscher auf den Plan rufen. Dazu komme, dass der Lock-down in China und Indien internationale Arzneimittel-Lieferketten zerstört habe und Versorgungsengpässe zu befürchten seien.
Arzneimittelfälschungen schnell erkennen
Professor Lutz Heide vom Pharmazeutischen Institut der Universität Tübingen hält zwei Gegenmaßnahmen für wichtig: „Einerseits muss in den kommenden Monaten die Versorgung von Entwicklungsländern mit preisgünstigen, qualitätsgesicherten Medikamenten so gut wie möglich sichergestellt werden. Und es müssen dort einfach durchzuführende Testmöglichkeiten etabliert werden, mit denen verdächtige Arzneimittel rasch identifiziert und einer genauen Untersuchung zugeleitet werden können.“
Veröffentlicht am:
Quelle: Jürgen Stüwe